Nangalarruni 2.0
Für mich war es wie vor 20 Jahren, 2002 kam ich das erste Mal im Nangalarruni war, in Castelbuono, dem wunderschönen Ort im Madoniepark oberhalb von Cefalù.
Damals war es noch an der alten Wirkungsstätte, das inzwischen zum U.V.A. Club umbenannt wurde, von Peppe Carollo, der als Präsident dieses Clubs, die vielen Liebhaber der leckeren Weine dort mitten im Dorf um sich vereint. Hier kann man wirklich sagen, fliegen die Korken.
Nun, das neue Restaurant ist in neuer optischer Montur, von außen, mit einem steinigen Gemäuer, könnte man auch meinen, dass man in Umbrien oder der Toskana ist. Hier sind wir aber im kleinen Bergdorf, dem „guten Dorf“ Castelbuono. Die Terrasse lädt wirklich zum Verweilen ein, innen ist es mit sehr viel Liebe zum Detail in eine echte Oase des Genusses verwandelt worden.
Heute Abend bin ich nach vielen Jahren mal wieder hier, weil es einen ganz besonderen Anlass gibt, eine Verkostung von Pinot Noir im Vergleich mit den Etna Weinen der Rebsorte Nerello Mascalese.
Pinot Noir contro Nerello Mascalese
Da wir über die Socialkanäle ein wenig verflochten sind, hatte ich das gesehen. Castelbuono ist von mir eine gute Stunde mit dem Auto weg, aber es lohnt sich immer wieder da hochzufahren.
Jedoch, die Bilder werden für sich sprechen, was der Inhaber Peppe Carollo uns da an den Tisch gezaubert hat. Heute gab es wirklich eine absolut, authentische sizilianische Trattoria / Osteria Küche aus den Madoniebergen. Nicht umsonst war er schon 2001/2002 im bekannten Slow Food Osterie d’Italia erwähnt.
Egal, ob Bruschetta mit Nduja, gebratenes Gemüse Julienne mit Burrata, knackig ausgebackenes, frisches Gemüse (Art Tempura), Rosmarin, Kartoffeln mit Filet vom Schwein, Hähnchenkeule mit einer krokanten Currypanade, Bruschetta mit Wachteleier und Trüffel oder Rindertartar mit Zitrusfrüchten Kapernäpfel. Es war einfach super fein und lecker und hat die guten Weine perfekt harmonieren lassen.
Wein + Passion = Federico
Die Weine wurden von Federico, einem absolut passionierten Weinprofi zusammengestellt und in einer genial entspannten Atmosphäre präsentiert. Es gab sogar einen Pinot Noir von der Mosel, und es war einfach richtig interessant an Nase und Gaumen zu sehen, wie unterschiedlich die Eindrücke bei jedem sind.
Am Tisch waren nur eingeschworene, Weinfreaks, die solche Abende nutzen, einfach ihren Horizont beim Probieren zu erweitern und zu erkennen, wie die Weine dieser Welt so sind.
Spumante vom hohen Norden
Spumante aus dem Piemont mit 24 Monaten Hefelager auf der Flasche, ein echter Metodo Classico Brut, der jedoch an der Nase so verführend ist, dass man meinen könnte, ich habe ihr eine süße Spumante Version im Glas. Perfekter Opener, Aperitif und Begleiter von Fingerfood und Antipasti.
Der Etna ist nun mal der Etna und das Weingut Serafica mit dem Rosè, da kann man sagen, alle Achtung so einen süffigen, ausgewogenen und super fruchtigen Rose aus Nerello Mascalese von den Hängen des südlichen Etna zu keltern. Beim Name, Grotte dei Lamponi, wird einem schon mit einem Wink mitgeteilt, wo die Reben stehen, genau dort. In der Grotte dei Lamponi, alter, erloschener Lavafluss und wer genau ins Glas und den Wein rein riecht, wird beim schließen der Augen, in diese Grotte katapultiert.
Pinot Noir und Pinot Noir aus Frankreich
Moganazzi Etna Weine
Die Tenute Moganazzi und sein Etna Rosso Doc aus Nerello Mascalese ist mir seit über 13 Jahren bekannt, ein echter alter Bekannter. Vincenzo Pennisi hatte ich im Weingut getroffen, damals mit dem Agronom Salvatore Giuffrida. Leider ist Vincenzo ( RIP CARO AMICO) verstorben, was mich damals sehr berührt hat. Vincenzo war eine unheimlich bodenständige Person mit einer extrem humanen, umgänglichen Art. Gerne erinnere ich mich an den Tag, als wir alle Weine und Öl praktisch mitten in den Weinbergen probiert hatten.
Das Weingut macht nur ganz wenig Flaschen, Etna Bianco und Etna Rosso, aber das Zeug hat es echt in sich. Hier muss ich sagen, der Don Michele war für mich schon vor über 10 Jahren einer der besten Rosso von den Hängen des nördlichen Etna, für mich! Wein ist eine subjektive Sache, das hat nichts mit Objektivität zu tun. Das versuche ich immer den Leuten zu vermitteln, denn wenn mir ein Chardonnay schmeckt, aber Ihnen nur der Sauvignon Blanc, dann kommen wir eben nicht zusammen. Das ist aber überhaupt nicht schlimm, denn die Weine müssen handwerklich gut gemacht sein, der Geschmack ist auf einer anderen Ebene, darüber kann man diskutieren.
WEIN IST SUBJEKTIV – GESCHMACK AUCH!
Auf jeden Fall möchte ich nur immer wieder und wieder sagen, den BESTEN WEIN GIBT ES NICHT! Manche Leute kaufen nur die teuren Etiketten, weil die nun mal gut im Weinführer abschneiden, hohe Punktzahlen oder Sterne bekommen.
Das ist mir ehrlich gesagt, ziemlich egal, denn es gibt da draußen so geiles Zeug, unbekanntes Zeug, zwischen 10 – 30 Euro, wo sich viele überhaupt nicht dran drauen, weil eben keiner über das Weingut, was schreibt.
Passopisciaro Contrade P – von Franchetti, auch er ist vor ein paar Monaten von uns gegangen, RIP ! Du warst einer der Ersten am Etna, die erkannt haben, welches Potenzial diese Hügel haben und vor allem, Du hast ohne Eigennutz Dein tolles Weingut in Passopisciaro für die Contrade dell’Etna zur Verfügung gestellt, dort wo alle Winzer des Etna ihre Weine kostenfrei an zwei Tagen präsentieren konnten. Es war eine Vision, die nur wenige hatten oder haben. Für viele ist es danach immer leicht zu sagen, hätten wir auch allein machen können. Die Tatsache ist jedoch, niemand hat den ersten Schritt gemacht und die heutigen Top Weingüter dort, müssten eigentlich jeden Monat eine Kerze in der Kirche dafür anzünden.
Best of the BEST
Der Contrade P ist eine Einzellage, ein CRU wie man es in Frankreich so sagt. Hier haben wir sicher einen Vertreter, der besten Top 10 Etna Weine, die es aktuell dort gibt.
Es war endlich mal wieder so ein Abend, an dem man gerne noch 4 Stunden verlängert hätte, aber nachts ist die Strecke von Castelbuono mit den vielen Kurven nicht so ohne, hauptsächlich bei den extrem viel Wildschweinen, die überall herumlaufen
Ein großes Kompliment an Federico und an Peppe, die neue Location ist der absolute Hammer und wer hier an der Nordküste Sizilien, in der Nähe von Cefalù unterwegs ist, sollte hier definitiv hereinschauen.
Authentische Küche vom Madoniepark
Das Menü ist gespickt mit sehr genialen Gerichten, dazu die hervorragenden Weine, da kann man absolut sagen, hier geht es sich, kulinarisch und weintechnisch auszuleben. Oben im ersten Stock, dort wo die Weine gelagert sind, empfehle ich den Weinliebhabern einen Blick zu investieren.
Ganz klar sind die sizilianischen Tropfen der Top-Weingüter alle vertreten, aber man findet auch Mittel und Norditalien, und auch ein paar ausländische Etiketten. Super fein ist es, dass dort auch ältere Jahrgänge liegen, die in einem perfekten klimatechnischen Ambiente nur darauf warten, dass diese mit dem guten Essen am Tisch sein finales Ziel finden.
Ich freue mich schon jetzt, bereits in Kürze mit der Familie einen Ausflug zu machen und dort auf der Terrasse in Nangalarruni diese authentische sizilianische Küche erneut zu genießen. Saluti Peter