Machen wir mal eine Zeitreise ins letzte Jahrhundert. Ein Marchese Mario Incisa della Rocchetta hat in Bolgheri nach dem zweiten Weltkrieg französische Reben Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc angepflanzt und nach dem Namen dieser Lage ( Cru ) benannt – Sassi, was soviel wie Steine bedeutet, daraus wurde Sassicaia.
Sassicaia
Der Wein war eigentlich nur für den privaten persönlichen Konsum gedacht, doch auf Drängen seines Sohnes Nicolò, der den Betrieb heute führt und seinen Neffen der Antinori Familie kam dann als erster Jahrgang 1968 auf den Markt.
Aber, es hätte auch schief gehen können, das Projekt Sassicaia ! Dann wären die Bordeauxreben in der Toskana vermutlich untergegangen oder erst viel später wäre ein Durchbruch erfolgt.
Das war damals, sicher auch schon ein schöner, bezaubernder Landstrich, doch von der Aufmerksamkeit die Bolgheri heute erhält, hätte damals sicher niemand im Traum dran gedacht.
Bolgheri – Castagneto Carducci
Bolgheri, Castagneto Carducci, Donoratico und Massa Marittima zählt eben heute zu den meist benanntesten, und besuchtesten Weingegenden des italienischen Stiefels. Klimatisch von besonderer Lage, dank des direkten Meeres vor den Toren, toskanische Hügel und Wälder im Rücken, Thermik, besondere Böden. All dies sind Grundlagen für herausragende Weine.
Doch die großen Weingüter, die Globalplayer wie Antinori, Tenuta San Guido, Masseto, auch Gaja aus dem Piemont, produzieren und produzieren auf Teufel komm raus.
Es gibt jedoch auch kleine, edle Juwelen in dieser Gegend. Weingüter die 30000, 40000 oder 50000 Flaschen produzieren. Familienweingüter, kleine Manufakturen, die richtig geniale Weine abfüllen.
Campo al Noce
Einer davon ist Campo al Noce. Pierluigi Sgariglia, wir kennen uns nun seit fast 12 Jahren und es war Sympathie beim ersten Treffen. Ein Winzer der eben nicht nur im Büro sitzt und einen Deal macht. Er ist Vollblutwinzer, die Reben direkt vor der Tür wo er wohnt, in Castagneto Carducci.
Das Geniale ist, wenn ich bei ihm vom Hof fahre, rechts abbiege und die nächste Straße wieder rechts, nach circa 500 Metern bin ich auf der Straße nach Bolgheri und stehe nach dem Abbiegen direkt vor der berühmten Tenuta San Guido. Es sind Nachbarn und Pierluigi hat gute, sehr gute Rebanlagen und Böden.
Die Weine von Campo al Noce habe ich eher durch Zufall kennengelernt, bei einer Reise eben vor circa 12 Jahren und einem Restaurantbesuch in Livorno. Abends im Restaurant fragte ich, zu meinem Essen könnte ich eventuell 3-4 Weine haben, aber von kleinen Winzern, von Familienwinzern, die wenig Flaschen produzieren, was Besonderes.
Riverbero Bolgheri Superiore
Kein Problem bekam ich zur Antwort und schon standen 4-5 Flaschen Wein auf dem Tisch. Darunter waren auch die Weine von Campo al Noce. Toller Abend und tolle Weine – am nächsten Morgen fuhr ich Richtung Grosseto und da besuchte ich Campo al Noce das erste Mal, seit dieser Zeit verkaufen wir diese Weine.
Die Linie besteht aus zwei Basisweinen, bianco und rosso, sowie Vermentino, Assiolo, Miterre und Riverbero, sein Top Wein, der aus Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc gekeltert wird, wie auch der Sassicaia, und er liegt 24 Monate im Holz. Im Weingut wird mit Edelstahl genauso gearbeitet wie mit Zementtanks oder mit kleinen und in Kürze auch grossem Holz.
Der Miterre ist für mich ein Traum in Rot, Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah und Cabernet Franc verbinden sich hier in einer Art und Weise, die es in sich hat. Der Barriqueausbau von mindestens 12 Monaten, die perfekte Ernte und Selektion ermöglichen einen harmonsichen und eleganten Wein. Er ist, wenn er erstmal im großen Glas ist, ein Verführer der Nase.
Leckeres Essen ist garantiert!
Eigentlich kann man nicht mehr davon ablassen, so einladend und angenehm kommen diese Aromen an der Nase an. Tolle tiefe rubinrote Farbe, reife rote Früchte, Kompott, Beeren, ein Hauch von Vanille, Tabak, Leder, nasser Waldboden, all dies begleitet den Wein und der Gaumen wird umschmeichelt von eben dieser reifen roten Frucht, komplex, tief, strukturiert mit einer langen Persistenz, in einem Mantel von samtigen, weichen Gerbstoffen.
Eben ein Wein für den besonderen Augenblick und ein gutes Essen.
Riverbero, sein Top Wein ist ein Pendant zum Sassicaia, mit Wucht kommt er daher. Die Nase ist sofort mit Düften umhüllt und muss die vielen Eindrücke erstmal einordnen. Nicht einfach, denn es ist ein grosser Wein, einer der einige Jahre hinter sich hat und viele vor sich. Er hat ein Tanninrückgrat und eine Säure, die das einlagern, das entwickeln im Keller ermöglicht. Zum Glück gibt es solche Winzer und solche Weine.
Microwinzer kleine Mengen
Es ist immer wieder ein besonderer Moment einen Riverbero zu entkorken. Ein mystischer Moment schon allein den „Monopezzo“, ein Kork aus einem Stück Korkeiche anzuschauen, daran zu schnuppern.
Im großen Bordeauxglas, am liebsten von Zalto, kommt nur ein Wall von Düften, von Nuancen an der Nase an, 18 – 20 ° Grad sind perfekt, dann, genau dann Augen zu und in Erinnerungen schwelgen. An den letzten Toskanaurlaub, vielleicht ein Besuch in Bolgheri und ein Abendessen in einem der feinen edlen Restaurants vor Ort, wo man zu sehr angenehmen Preisen speisen kann.
Jedes Jahr eine Reise WERT
Die Appelation wird dort stark gefördert, denn in den meisten Enotechen und Restaurants gibt es Bolgheri zu trinken, glasweise oder je nach Geschoss kauft man die Flasche. Die Enoteca neben dem Weingut Castello di Bolgheri hat auch die Weine wie Ornellaia, Sassicaia, Paleo im Winespender verfügbar, was ein herausragender Service ist. Wo habe ich die Möglichkeit einen Sassicaia 0,1 zu trinken, zu probieren 😉