Martinella Contrade dell’Etna
Manchmal hat man einen Moment, da sitzt man so im Buerostuhl oder zu Hause und denkt nach. Welchen Wein könnte man heute Abend mal entkorken. Muss was weg oder Carpe Diem ? Das war auch bei meinen Schallplatten so, da war ich im Dienst und überlegte, wenn ich heimkomme, was will ich heute hören, was muss unbedingt auf den Plattenspieler. Und genau das ist eine wichtige Erkenntnis bei der ganzen Sache. Egal bei welchem Thema.
Nicht jede Platte ist für jeden Tag und nicht jeder Wein ist für jeden Abend angemessen, vielleicht auch in seiner Vollkommenheit an dem Tag überhaupt nicht zu erfassen.
Das ist tagesformabhängig und hängt an so vielen Faktoren die ich jetzt gar nicht alle aufzählen möchte.
Vulkanweine
Gestern war so ein Moment, da bin ich durch’s Lager gelaufen um mir ein Paar Inspirationen zu holen, da lag er vor mir, der Martinella Doc 2013 Etna Rosso von Vivera. Lange ist es her, als ich den das letzte Mal getrunken hatte. Komm, ab in die Tasche und nach Hause, aufgezogen und erst mal geschnuppert.
Das ist schon großes Kino wie man so schön sagt. Eindeutig Spielberg oder Coppola Klasse. Wir haben hier die Hänge des Ätna in flüssiger Form gepaart mit burgundischer Eleganz. Als ob sich eine Brücke auftut und die Entfernung zwischen Linguaglossa und Beaune überbrückt. Lecker !
Nun, der Nerello Mascalese und Nerello Cappuccio ist in Fachkreisen ein dem Burgund verdächtig nahe kommender Gesell. Rebsorte, Klon, die Säure und die Farbe. Da sind einige sehr identische Faktoren.
Burgundische Eleganz im Glas
Man könnte ihn aber auch ins Piemont stecken, denn auch der Nebbiolo hat diese Eleganz und kommt oft in Sätzen mit Etna Rosso vor. Na ja, lassen wir jetzt mal Norditalien und Frankreich aussen vor und bleiben auf Sizilien.
Das Gebiet rund um den Ätna ist schon ein sehr besonderes auf Sizilien, kalt, regnerisch, raues Klima, Schnee und Eis. Die Lagen der Reben gehen bis auf 1200 Meter über dem Meerespiegel und die Böden sind ich würde mal sagen, schwierig. Im Sommer nie so brutal heiß, wie im Süden bei Vittoria, oder im Inneren bei Caltanissetta. Hier kann der Rebensaft langsamer, ruhiger gedeihen. Das hat aber auch seine Nachteile, die hohe Feuchtigkeit im Weinberg, die manchmal sehr späte klirrende Kälte mit Frost und eine immerwährende latente Gefahr des Mongibello, wie der Ätna im Dialekt der Gegend gerne genannt wird.
Sie sind oft tiefschwarz, die Böden, werden mehrmals im Jahr bei Auswürfen mit neuem Vulkanstein bedeckt. Dünger für eine der interessantesten und fruchtbarsten Zonen auf ganz Sizilien.
Es gibt Steillagen, die wie auch an der Mosel mit einer Seilbahn bei der Ernte das Traubengut holt. Oft gibt es noch die Terrassen, dort wo die Reben angelegt wurden. Da ziehen sich wunderschöne Trockenmauern durch diese Rebanlagen. Einige Winzer haben das auch wieder für sich entdeckt, diese alte Tradition im Weinberg, im Anbau mit der schwierigen, zeitraubenden Bäumschenerziehung ( Alberello Form ). Keine engen Rebzeilen, keine 5000 – 6000 Reben pro Hektar. Nein, ganze 10000 Reben pro Hektar. Da muss die Pflanze zeigen was sie drauf hat, da muss sie um Wasser und Nährstoffe kämpfen. Und das sieht man dann im Glas, noch besser man schmeckt es.
Aetna puristisch im Glas
Martinella ist eine Cru Lage von Vivera, einem Familienweingut aus Linguaglossa. Hier sind wir am nördlichen Ätna und das ist die namhafte Einzellage für den Top Wein.
Im grossen Glas waren da gestern sogleich, ganz viel rote reife Früchte, feinste Rumtopfnoten, Früchte eingelegt in Alkohol, leichter Hauch von Kräutern. Am Gaumen, weich, rund, extrem angenehm nach circa 60 Min im Glas – sehr homogen und komplex. Lange am Gaumen mit sehr feinen soften Tanninen.
Der 2013 hat nun auch einige Zeit auf der Flasche verbracht und ist super trinkreif, alles in allem er hat super Spass gemacht und dazu gab es eine sizilianische Sfinscione, das ist eine Art Blechpizza mit Sardellen, Zwiebeln und verschieden Käsesorten darüber Semmelbrösel sowie noch Pecorino Käse aus Sardinen. Dazu kann ich mir aber auch sehr gut eine Pasta mit Salsiccia und Pilzen, oder gegrilltes Lamm – Ziege, einen Pecorino mit schwarzem Pfeffer vorstellen. Und wer Meditieren mag, ist damit auch gut beraten.
Lust auf den Wein bekommen >>> Martinella Doc 2013