Salina äolische Inseln
Den Kapern auf der Spur
Salina, Insel vor der Nordküste Siziliens. Hier wachsen die leckersten Kapern und Kapernfrüchte. Salina macht den Unterschied, denn einmal probiert, erkennt man sofort diesen Unterschied.
Ich würde es das Kapern Herz der äolischen Inseln nennen.
Salina grünes Kapern Herz
Sizilien ist eine wunderschöne, aber auch riesige Insel, die größte im Mittelmeer. Das merkt man dann, wenn man mit dem Auto von einer Ecke an die andere fährt. Hier ist nichts mit, ich umrunde mal schnell die Insel, bin gleich wieder da. Allein von uns, Palermo, bis nach Portopalo di Capopassero sind es gute 4 Stunden Fahrt.
Wenn man nun auf diese kleinen, vorgelagerte äolische Inselgruppe kommt, merkt man gleich, man kommt auf eine Insel. Hört sich ja jetzt komisch an, denn, ich komme ja vom Hafen Milazzo, Sizilien. Von hier ist der beste, schnellste Weg auf diese sieben Juwelen.
Archipel äolische Inseln
Meine Reise ging nach Salina, nicht das erste Mal. Schon 2012 kam ich auf Vulcano, Lipari und Salina an. Das Gefühl ist immer wieder dasselbe, es beginnt beim Einsteigen in das Aliscafo, die Schnellfähre in Milazzo.
Es wird ruhig, es wird entspannt und die Überfahrt, die Wellen, die an die Fähre schlagen, das permanente Auf und Ab lassen bei mir sofort die Augenlider schwer werden.
Es ist mehr oder weniger so ein sanftes, beruhigendes, plätscherndes Gefühl und der Pulsschlag verringert sich eindeutig.
Diesmal bin ich explizit für den guten Malvasia Wein und vielleicht die weltweit besten Kapern nach Salina aufgebrochen. Dort angekommen, es war Anfang Juli, merkt man sofort den wirklich großen Unterschied.
Die Welt läuft sehr ruhig und rund in seine äolischen Bahnen.
Der Blick auf den Fahrplan an der Haltestelle sagt mir, Anfang Juli, ja, es ist noch der Winterfahrplan aktiv. Auf die Frage an den Busfahrer, wenn den auf den Sommerfahrplan umgestellt wird, kam die Antwort, das kann dauern. Die Verantwortlichen sind sich noch nicht ganz klar darüber. Ja, draußen waren es 35° Grad Hochsommer und beim Gedanken an den Winterfahrplan kommen mir alsbald Schweißtropfen auf die Stirn.
il Postino preisgekrönter Film
Pollara, der Ort von dem Film il Postino, 1952 gedreht und ein Meisterwerk von Massimo Troisi, übrigens in den 90er-Jahren mit dem Oskar ausgezeichnet. So wurde dieser Ort bekannt, weltweit und damit auch diese extrem leckeren und feinen Kapern, die überall seinesgleichen suchen.
Die großen Kapernfelder in dieser extremen Hitze, in diesem Kessel mit ringsum hohen Bergen und davor die steil abfallende Felsenküste mit Blick auf Filicudi und Alicudi.
Kapernfelder so weit das Auge reicht
Dort wachsen sie, die kleinen, die mittleren, die großen, Kapern und auch die feinsten Kapernfrüchte, Cucunci. Egal, wie man sie auch isst, es bleibt ein intensiver Genussmoment, den man so einfach nicht vergisst.
Wenn auf der Terrasse ein paar Bruschette mit den diversen Paten, Cremes und Soßen angeboten werden, begleitet von einem genialen Malvasia Bianco Secco, ein paar Oliven, ein gereifter Pecorinokäse.
Hier bleibe ich jetzt sitzen, einfach sitzen und steh nicht mehr auf. Der Blick schweift zum Horizont und wieder der Blick auf die Inseln Alicudi und Filicudi. Zum Greifen nah, trotz des aufsteigenden Dunstes des Meerwassers.
Momente, die man nicht kaufen kann
Es sind Momente, die man nicht kaufen kann, denn sie entstehen in genau diesem Moment. Nicht planbar, nicht vorhersehbar. Man muss es wollen und man muss es einfach zulassen.
Diese kleine Familienschmiede, gegründet von Roberto. Leider kam er viel zu früh bei einem Verkehrsunfall ums Leben und seine Mutter, Maurizia lässt den großen Traum von Roberto weiterleben.
Mit seinem damals schon perfekten Styling der Etiketten, der Auswahl der Gläser, mit seinen Rezepten und Produkten, einfach vor der Zeit. Roberto war von diesem Landstrich begeistert, verliebt in diese Natur und dessen Zutaten.
Früh vom Opa gelernt, viel gesehen und für sich später umgesetzt. Er wäre so stolz auf die Power seiner Mutter und seiner Tante, denn nur die zwei machen das ganze Business jeden Tag.
Familienproduzenten kleiner als klein
Bei dem Spaziergang zu den großen Kapernstrauchfeldern bis runter an die Felsenküste, kommt man aber so richtig ins Schwitzen, alles nur zu Fuß, hier kommt kein Auto und auch kein Roller hin.
Die Pflückerinnen beginnen meist so um 5 Uhr morgens, ab 10–11 ist es dann zu heiß in diesem Kessel. Oft gehts dann noch mal so um 18 Uhr für 2–3 Stunden in die Felder.
Eine gute Pflückerin macht so 30 kg Kapern pro Tag – und pro Kg bekommt sie 3 €! Ja, sie lesen richtig, 3 € für 1 kg Kapern. Schon der Gedanke, was ich für 1 kg pflücken muss. Das ist die Realität und man kann wählen, für 3 € pflücken oder ohne soziales Netz, ohne Geld knallhart auf dem Boden aufzuschlagen.
Kapern Größen haben auch unterschiedliche Verwendungen
Die Kapern in allen verschiedenen Kaliber werden sofort in großen Bottichen mit Meersalz eingelegt und nach ein paar Stunden fangen sie an Wasser abzugeben. Kapern sind extrem bitter und ohne diese Prozedur nicht zu verkosten.
Es ist wie bei der Olive, die auch in Salzwasser eingelegt werden muss. Die Kapern benötigen so circa 10–12 Wochen, am Anfang tägliches Wenden und Wasser wegschütten, danach dann nicht mehr ständig, aber trotzdem regelmäßig.
Pane quotidiano
Es ist ein harter Broterwerb, der jeden Tag meist um 5 Uhr anfängt und oft bis um 21 Uhr abends geht. Aber man sieht nur glückliche Gesichter, lachende Gesichter. Keiner ist missmutig oder hegt Groll wegen dieser harten Arbeit.
Im Gegenteil, sie sind froh hier zu leben, hier diese Luft zu atmen und diese extrem feinen Produkte zu genießen. In der Einfachheit liegt größtenteils der Schlüssel, und das haben sie wirklich drauf, die Insulaner von Salina, von Panarea, von Lipari und wie sie alle heißen.
Intensives Leben mit vielen Entbehrungen
Sie leben jeden Tag intensiv, bewusst aus und immer mit der Flexibilität, die man eben auf einer solchen Insel benötigt. Für mich war es mehr als nur ein Kurztrip oder ein Ausflug, es war wie schon so oft. Man bekommt eine Realität in erster Reihe mit und wird doch schon ein wenig geerdet.
Die einfachen Dinger des Lebens sind schön und wichtig und das wichtigste ist die Gesundheit, in solchen Momenten kommt der imaginäre Spiegel hoch und da steht drauf, hey, das Leben ist geil und dir geht’s gut. 😉
Mein Ding war es nie, den Hersteller an die Wand zu stellen, denn ein gutes Produkt benötigt den Respekt und eine faire Behandlung und darum eine gerechte Bezahlung!
Nach dem Tag auf Pollara werde ich niemals mehr auch nur einen Hauch an Gedanken verschwenden, wenn ich ein Kapernprodukt von Salina in der Hand habe und auf den Preis schaue! Chapeau!
Malfa, hier lebt man Kulinarisch
Malfa – dort war meine Unterkunft. Das Örtchen Malfa kenne ich schon von meiner letzten Tour auf Salina, das dortige Hotel Restaurant Signum von einer Weinverkostung mit Essen. Aber es gibt dort echt viel zu entdecken, vorwiegend extrem viel Kulinarisches.
Gute, kleine Restaurants, Trattorien, Pizzerien. Allein die Aussicht in der Bar Ravesi, beim Aperitivo mit Blick auf die Insel Stromboli und Panarea. Da gönnt man sich auch gerne zwei Gläser feinstem Malvasia und geniesst das mit einer kleinen Käsevariation. Momente, die man nicht kaufen kann und für immer im Gedächtnis bleiben.
Kieselstrände und glasklares Wasser
Die Strände sind meist klein und kieselig, aber das Wasser ist Hammer klar. Man kann viel unternehmen auf Salina, dieser extrem grünen Insel. Sie kommt mir vor wie Hawaii und wer gut zu Fuß ist, dem empfehle ich wirklich seine Trekkingschuhe einzupacken.
Dort kann man quer über die Insel, aber Achtung. Kondition ist wirklich gefordert, denn man muss sich überlegen. Ich beginne bei fast 0 Meter Meereshöhe und es geht von Lingua direkt hoch auf 962 Meter, und das sind Höhenmeter, richtig hoch und dann noch diese begleitende Hitze, sind fordernd.
Rezepte, Empfehlungen für die Produkte!
CucunciAMO – ist eine Creme, ein Patè aus Cucuni, das sind die Kapernfrüchte. Diese entstehen nach der Blüte und Bestäubung der Bienen. Super leckere Creme aus Kapernfrüchten, Essig, Wasser, getrocknete Tomaten, Knoblauch, wilder Fenchelsamen, Mandeln, Peperoncini und Olivenöl extra vergine. Ob auf einem feinen, gerösteten Brot oder für die Pasta, super lecker. Auf der Bruschetta empfehlen wir es noch mit einer Mandel als Topping zu verfeinern. Bei den Nudeln einfach mit ein wenig Nudelwasser zu einer cremigen Konsistenz verarbeiten.
Salsa di Capperi Slow Food – entsalzene Kapern mit Olio EVO und Essig, zu einer leckeren Creme verarbeitet. Perfekt für eine Bruschetta und auch für eine schnelle Pasta. Sehr intensiver Geschmack. Beim Kochen der Pasta nicht zu viel Salz nehmen, denn die Kapern bringen schon eine gute Portion an Salz mit.
Gli Sfiziosi Capperi – das sind größere Kapern, die in Balsamessig, Knoblauch, Minze, Honigkraut, Olivenöl extra vergine eingelegt sind. Perfekt mit einem Kartoffelsalat, zu Garnelen oder auf Fleisch.
Foglie di Cappero condite – Kapernblätter, eingelegt in Essig, Origano, Peperoncino und Olivenöl extra vergine. Passen zu einem frischen Salat, Gerichte mit Fisch oder Fleisch. Auch auf einer Bruschetta geben sie den letzten Schliff, sehr intensiv und besonders im Geschmack.
Fuoco di Salina – eine Konfitüre aus Peperoncini mit Karotten, Zucker, Wasser und Apfel. Kann einfach auf frisches Brot gestrichen werden, wie eine Bruschetta oder zu einem gereiften Käse, z. B. ein gereifter Pecorino
Salsa Eoliana – diese Pastasauce ist einfach der Hammer – frische, vollreife Tomaten, mit entsalzenen Kapern, Olio EVO, Knoblauch, Peperoncino, Salz, Zucker und Petersilie. Hier wurden die vollreifen Genüsse in einem Glas konserviert und man kann Salina zu Hause wirklich erleben. Die Sauce hat überhaupt nicht diese bei Konserven oftmals präsente Säure und nach dem Essen spürt man das in der Speiseröhre. Nein, ein Hammerprodukt von einem ganz, ganz kleinen Familienbetrieb. Soße passt für 3–4 Personen.
Capperi medi / piccoli – Kapern in Meersalz – und die müssen vor der Verwendung entsalzen werden – einfach die gewünschte Menge Kapern in eine kleine Schüssel geben und mit der doppelten Menge Wasser einlegen – für 12 Stunden! In dieser Zeit sollten die Kapern 3–4 x abgeschüttet und mit neuem Wasser wieder eingelegt werden. Danach sind die Kapern fertig für alle gewünschten Gerichte.
Es liegt mir am Herzen, sehr am Herzen!
Die Produkte von Sapori Eoliani sind keine 08/15 Gläser, sondern hier wird die beste Qualität der Grundprodukte gewählt. Das Ganze mit viel Liebe, mit Wissen und Feingefühl zu einem kulinarischen Ausflug komponiert. Einfacher, schneller kann man nicht auf die äolischen Inseln reisen.
Für mich eine Art der Unterstützung in einen kleinen Landstrich von Salina.