Sclafani Bagni
Sizilien, eine Insel der Gegensätze, das in einem Ort wie Sclafani Bagni sofort klar wird.
Jeder, der Sizilien hört, denkt zuerst an Meer, Sonne und die Mafia. So erlebte ich es über 15 Jahre, Messen, Events und Verkostungen. Anders kann ich es nicht sagen. Vorurteile gegenüber Sizilien sind extrem präsent, leider!
Indessen Sizilien, hat ein Innenleben, und was für eins. Heute zeige ich mal nur einen kleinen Hauch von Sizilien, ein kurzer Blick ins Hinterland bei Sclafani Bagni, ein knapp 400 Seelendorf, das wie am Fels klebt. So wurde früher gebaut, eine uneinnehmbare Festung.
Madonieberge
Es liegt eben auf einem steilen Felsen, hoch oben, mit wie könnte es anders sein, einem alten Schloss und einer passenden Kirche. Die kleinen Häuser kleben praktisch direkt darunter am Fels. Die Straßen sind klein und eng, darum, ein SUV kann hier genauso wenig hineinfahren, wie kleine Busse oder Lastwagen. Vor dem Stadttor ist Ende, zum Glück.
Die Straßen sind teilweise unheimlich steil, je nach dem von, wo man kommt, geht es maximal bis zum Municipio, dann ist Ende. Nur zu Fuß kann man den Ortskern erkunden, anders ist es nicht möglich. Viel zu sehen, das muss jeder selbst entscheiden! Ruhe findet man jedoch in ihrer Reinform. Geschäfte sucht man Vergebenes, eine Bar, die Kirche, Bürgerhaus und Verwaltung. Ein Aussichtsplatz vor dem Ort, dort treffen sich die Rentner zum Plausch mit Blick auf die Madonieberge.
Freilichtmuseum Nationalpark
Die Luft auf über 800 Meter über dem Meeresspiegel ist deutlich frischer, sauberer und klarer, als im typischen Speckgürtel Siziliens.
Sclafani Bagni erinnert mich sofort an Montepulciano in der Toskana mit seinem alten Ortskern. Die Straßen sind von gleicher Beschaffenheit der Pflaster, die Enge, die Steingebäude, alles ziemlich gleich und vertraut. Im Winter, so denke ich, kann man beim Spaziergang sicher den Duft von verbranntem Holz riechen. Mit Holz werden Räume geheizt und sicher auch die ein oder andere Speise auf den Tisch gezaubert.
Slow Leben
Dort oben ist Sizilien ganz anders, ich meine, hier kann man das Wort Slow wirklich für alles verwenden. Slow wird man hier sicher schon morgens aufstehen und sich seine Caffettiera machen und die hausgemachten, typischen Biscotti für das Frühstück dazu genießen, ganz sicher. Wer hier eine Wohnung oder Haus mit Blick über das Tal auf die Bergelandschaft hat, kann sich glücklich schätzen.
Die Anfahrt kann von vielen Richtungen erfolgen, wobei der Ausblick auf die umliegenden Berge des Madonieparks immer eine traumhafte Kulisse bieten.
Tenuta Regaliali
Der Weg ins Herzen nach Petralia Soprana sind mit 30 km ein Katzensprung und zu empfehlen, sofern die Straßen mitspielen. Leider sind in diesen Regionen Siziliens durch Muränenabgänge viele Straßen unpassierbar, leider. Mir ging es auch wieder so, da ich noch rüber zur Tenuta Regaliali Richtung Valledolmo wollte.
Schon an der Kreuzung ein Schild, dass die Straße nach 2 km unpassierbar ist. Das ist mir dieses Jahr bei allen Touren extrem aufgefallen, immerhin fahre ich seit 20 Jahren in diesen Gegenden umher, dass sehr viel unpassierbar ist. Die Straßenverhältnisse haben sich massiv verschlechtert in den letzten 5 Jahren in Besonderem, was ziemlich nervend ist.
Schlechte Straßen
Na ja, wichtig ist die Brücke von Reggio Calabria nach Messina, statt das interne Netz auf Vordermann zu bringen. Wen interessiert in Rom oder Europa schon Sclafani Bagni oder Valledolmo.
Auf meinem Weg komme ich durch diverse Dörfer wie zum Beispiel Caltavulturo und kann nur sagen. Man sieht nur noch ältere Leute auf den Straßen, auf den Plätzen, vor Bars, nur noch männliche Rentner oder die, die es in Kürze werden.
Trauriges Bild vom Inselinnern, denn es ist ein Zeitzeuge, aber vielleicht war es schon immer so. Ein Teil bleibt, ein Teil geht weg, sucht das große Glück im Ausland oder in Norditalien.
Und dann bekomme ich von einem Speditionsfahrer gesagt, Peter, letztes Jahr kamen alle zurück, aus Deutschland, aus Österreich, sogar aus den USA. Junge Leute versuchten es, fanden auch ihren Job, meinten aber nach knapp 1 Jahr, ok, ja, das Geld stimmt hier, aber mit Leben hat das nichts zu tun. Sie kamen zurück. Dazu sage ich nun mal nichts und lasse es einfach so stehen.
Arbeiten im Ausland
Schaut euch diese Landschaft an, diese Hügellandschaft, die sich bis hoch auf die knapp 2000er zieht, mit den angelegten Feldern, den vielen Olivenbäumen.
Für mich ist es immer wieder ein super Gefühl diese Landschaft zu sehen, diese Eindrücke wirken zu lassen und den Moment zu genießen. Es benötigt nicht viel für eine innere Ruhe, aber diese Ausblicke lassen sicher jeden sehr schnell diesem Punkt nahekommen.
Es gibt äußere Einflüsse, Gegenden, die einfach beruhigend auf die Seele wirken, das kann der Blick auf das Meer sein, die Berge, ein Fluss oder wohlgeformte Hänge mit Olivenhainen. Man muss sich nur trauen und sich diese Zeit dafür nehmen, übrigens auch dort wo man zu Hause ist.
Einfach super toll und traumhafte Kulisse. Nicht umsonst wird hier die Mille Miglia ausgetragen, jedes Jahr auf das Neue.
Hier kam ich auch an einer traurigen Stelle vorbei, dem Unfall vom Conte Giulio Masetti ….. Geboren in Vinci, der nördlichen Toskana. Mitstreiter der Mille Miglia im Jahr 1926. Gefahren, gerade beim Rennsport sind immer präsent, leider. Jedes Jahr kommen sie zurück, die Männer mit ihren schnellen Kisten, die jeden Besucher in einer andere Zeitepoche katapultiert.
Mille Miglia
Terrazza Costantino – Soste di Ulisse – ist ein bekanntes Restaurant am Ortseingang auf der rechten Seite, mit einem atemberaubenden Blick von Terrasse ins Tal. Sogar im Wall Street Journal wurde es mit einem exklusiven Artikel bedacht! Ein kleines Restaurant von den Eltern, vom Sohn übernommen und auf ein Genussniveau gehoben, das in dieser kleinen Location die Foodfreaks anzieht. Öffnungszeiten beachten! Schon der Blick vom Restaurant über die Ebene ist ein Besuch wert.
Hier wird echte regionale, traditionelle, sizilianische Küche auf den Teller gebracht. Ohne Wenn und Aber. Das, was die Jahreszeit und die Gegend hergibt und es scheint den Gästen zu gefallen. 3 Tische bietet das Restaurant und ein Ausblick, dem man einfach nicht widerstehen kann.
Soste di Ulisse
Nicht umsonst gehört die Terrazza Costantino zur Soste di Ulisse, einer italienischen Gastronomievereinigung ähnlich des Michelin Sterns. Übrigens wird das Lokal auch im Michelin Führer bestens erwähnt. Im Sommer ist es sicher ein ganz besonderer Platz sein Essen mit einem guten Glas Wein dieser Anbaugegend zu genießen und seinen Blick schweifen zu lassen.
Ganz in der Nähe ist das renommierte Weingut Tenuta Regaliali, sicher jedem Gast italienischer Gastrobesuche in Deutschland bekannt. Hier liegt auch das Weingut Castellucci Minano, das über beste Lagen verfügt und als einer der letzten echten Weinaufsteiger der Insel zählt. Wer Lust und Laune hat, kann sich hier kulinarisch austoben, an Besuchen von kleinen Produzenten mangelt es nicht.
Mit oder ohne Stern
Achtung: Wer auf Sizilien mit dem Auto unterwegs ist, passt auf, vor allem Abends und Nachts. Hier stehen keine Schilder, keine Warnhinweise, und wenn man auf einer guten Landstraße mit 50–60 ankommt und dann tut sich das vor dir auf, dann war es das. Das Auto mit Insassen hebt ab und es kann böse enden. Es ist ein Beispielbild, auf der Tour hätte ich viele wesentlich schlimmere Zustände fotografieren können. Passt auf beim Cruisen! 😉
Letztendlich kann ich sagen, gerade, wer sich an der Nordküste aufhält, sollte einen Ausflug in diese Gegenden machen. Nur so kann man wirklich sehen, welche Gegensätze dieses Sizilien bietet. Eins kann ich sicher sagen, viele Weingärten habe ich in 20 Jahren Italien gesehen, aber selten, sehr selten einen, der so gut gepflegt ist, wie dieser. Kompliment.