Montefalco Umbrien
Umbrien wird ja oft die grüne Lunge Italiens genannt, und in der Tat, Umbrien ist von Ost nach West, Nord in den Süden, sehr sehr grün. Olivenhaine, Wälder, Berge, Weinberge, eine sehr üppige Natur. Tolle Landschaft, langsam mit dem Auto zwischen Olivenhainen und Weinbergen unterwegs.
Orte wie Perugia, Assisi, Montefalco oder Orvieto sind eventuell den meisten geläufig. Jeder sollte sich mal den Dom von Orvieto anschauen, ein Wahnsinnskonstrukt, man muss sich mal die Bauzeit in Länge und in welchem Jahrhundert ins Gedächtnis zurückrufen.
Diese Region ist der Toskana sehr ähnlich, hat jedoch nicht den gleichen Stellenwert und Bekanntheitsgrad. Wer sich dort in Urlaub befindet sollte auf jeden Fall den Weg in Kauf nehmen und die köstlichen Salami und Schinken von Norcia oder den feinen Linsen von der Hochebene Castelluccio eine Besuch abstatten.
Trattoria Essen und Trinken in Montefalco
Langsam wird es Zeit für den Mittagstisch, Pranzo. Das haben wir immer im Weingut gemacht doch heute ist Caos angesagt, dank der Umbauten und vielen Handwerkern gehen wir nach Montefalco in eine Trattoria. Ich wäre vorbei gefahren, hätte ich nicht gesehen, das kam mir aus dem Auto eher vor wie eine Bar und wo man Lotto spielt.
Nach dem Betreten sehe ich, eine richtig typische, traditionelle Trattoria, so wie ich sie liebe. ! Einfach, normal, gut ! Hier treffen sich die Einheimischen und gehen regelmässig essen. Vor dem Tresen sind 2 Tische, wir gehen in den Nebenraum, Dort sind vielleicht 6 Tische. An einem sitzt auch der Besitzer der Trattoria wie ich später kapiere.
Der Kellner kommt, Giampaolo und Federica seine Frau werden von allen herzlich begrüsst, schön zu sehen, diese häusliche Atmosphäre toll. Vor uns steht auf einmal ein handgeschriebene Speisekarte mit ein paar Vorspeisen, Primi, Secondi und Dessert.
Genial, wenn ich das vom Nebentisch sehe, dann läuft mir schon das Wasser im Mund zusammen. Ich nehme die Cacio e Pepe, danach Brassato vom Manzo…. Giampaolo bestellt schon mal Aqua und 1 Liter Rosso, Hauswein, super.
Richtig süffiger Stoff, der läuft und dass mittags um kurz vor zwei. Das Essen ist der absolute Knaller und wir sprechen über diese Qualität am Tisch, GP hat Pasta mit Trüffel. Schaut euch die Preise an.
Essen und Trinken
Gutes Essen und Trinken ist in Umbrien gesetzt, so wie das Amen in der Kirche. Beim Essen erzählt mir GP, dass hier die Osteria, Trattoria oder Restaurant nur eine Chance haben, wenn Sie gute Qualität zu fairen Preisen an den Tisch bringen. Der Kunde sagt dem Besitzer direkt ins Gesicht, wenn was nicht passt, und wird dann auch den Laden nicht mehr betreten. Faire Preise und Top Qualität habe ich hier bekommen, geniale Pasta und ein super leckeres Schmorgericht.
Der Inhaber, der am anderen Tisch neben uns sass, kam dann zu uns, GP wollte einen Amaro, ok, einer auch für mich. Welcher ? Die üblichen oder den hausgemachten, typischen Amaro aus Montefalco, Vipera genannt. Komm ich hol dir einen Schluck probiere mal, dann hatten wir 2 Amaro bis obenhin voll geschenkt von dem selbst gemachten Amaro, Top.
Tabarrini. Umbau neues Weingut Anbau – Keller Jahrgänge
Schon vor zwei Jahren war der Kellerunterbau und Ausbau fast fertig, doch was ich jetzt sah, Wahnsinn ! Auf beiden Seiten vom Weingut wurde überdacht, die Terrasse wird bepflanzt mit Gemüse, das kann man dann von unten sehen. Der Besucher kann sich zur Saison selbst bedienen und das Gemüse nach unten holen.
Wohin, in die neue grosse Küche, eine Art freies Konstrukt für Gastronomie und Catering, jeden Mittag gibt es Mittagessen, immer 2 Gerichte, so ist es geplant. Die Weine können am großen Tresen aus massivem Holz verkostet werden, oder in der Launch beim Kaminfeuer, auf der Außenterrasse oder auf der Dachterrasse. Alle Weine perfekt temperiert und aus einer Anlage Glasweise gezapft. So kann man zu seinen Antipasti oder seinen Nudeln diverse Weine von Tabarrini verkosten.
Die Küche ist so perfekt durchgeplant, Kompliment. Mehrere Kühlzellen, Reifeschrank für Fleisch und Käse, Weinkühlschränke, abgeteilte Parzellen für Vorspeise bis Dessert, abgetrennt ist ein Bereich von mindestens 30 m2 nur für das Reinigen und Spülen mit allen, neuesten Geräten. Also ein sehr durchdachtes Konzept für max. 500 Plätze überdacht, ja 500 Plätze. Dort werden auch Feiern, Empfänge und Hochzeiten stattfinden, aber nur mit einem Catering, GP wird keine Köche einstellen.
Der grosse Keller ist ein langer Schlauch, er führt an den großen Fässern aus Holz vorbei, dort liegen die ganzen Einzellagen und Schlummern vor sich hin, bis der Tag kommt und sie auf die Flasche gezogen werden. Ganz am Ende ist eine Wand der Freunde, hier bekommt jeder Winzerfreund ein Fach und das wird mit bestimmt 60 Flaschen von dem Wein befüllt. Ich gehe davon aus, Platz für 40-50 Freunde. Die Weine können auch oben in der Weinbar gekauft und getrunken werden. Alles was Rang und Namen hat, aus der italienischen Weinwelt, von Barolo bis Etna Rosso.
Favino di sovescio – BIO PUR
In den jüngeren Rebflächen pflanzt Giampaolo in jeder Reihe die Favino Pflanze um dem Boden möglichst mit viel natürlichen Stickstoff anzureichern. Die älteren Rebflächen werden immer eine Reihe mit und eine Reihe ohne Favino bewirtschaftet.
Warum diese Pflanze. Wie man auf dem Foto sieht, sind an der Wurzel viele kleine helle Kügelchen, das ist der natürliche Stickstoff ! Man könnte es auch einfacher machen und einen Sack mit Chemie aufmachen und auf den Rebflächen verteilen, aber es geht um Nachhaltigkeit und der Chemie Einhalt zu gewähren. Nun, das hat seinen Preis, denn diese Art die Böden mit Stickstoff zu versorgen ist 3-4 x teuerer als die Chemievariante.
Das spielt dann auch beim Preis des Weines eine Rolle, ganz klar. Die Manpower und die Stundenzeiten im Weinberg pro Hektar sind ganz erheblich bei Tabarrini.
Es wird von Hand gearbeitet, das ist kein gestelltes Bild, sondern die Regel. Mit dem kleinen Traktor und der Hacke gehts hoch und runter durch die Rebzeilen, Handwork as usualy !
Das Weingut kenne ich nun schon seit 2007 und jedes Jahr erlebe ich neue Visionen, die auch umgesetzt werden. Giampaolo wird nicht müde, ein Brunnen voller Energie, so wuselt er durch den grossen Komplex. Die nächste Generation, sein Sohn steht schon bereit, nach dem Abitur wird er Agraringenieur studieren und zurückkommen, an die Wurzeln, wo schon Uropa, Opa und Onkel gewirkt haben. Von denen hat Giampaolo als kleiner Bub alles gelernt.
Sagrantino DOCG, das flüssige, dicke Blut Umbriens
Gerade der Sagrantino DOCG mit seinen 3 Einzel Lagen ( Cru Weinberge ) sind von den Weinführern in aller Munde. Slow Wine hat die Weine bereits mehrmals ausgezeichnet. Als ich in 2007 / 2008 die ersten Sagrantino Weine getrunken habe, war ich mehr als begeistert. Diese Weine sind schlichtweg für die Ewigkeit gemacht, richtig saftige und kräftige, kantige Tannine, mit einem sehr präsenten Säuregerüst.
Einlagern kein Problem, sogar erwünscht, denn nach 10 Jahren im Keller kommen Weine zum Vorschein, mit einer so lebhaften, tiefst dunklen Rubinroten Farbe, undurchsichtig, eher Schwarz, wie ein Wein aus dem Madiran. Die Wein sind von einer sehr intensiven Frucht und benötigen durch die lange Holzlagerung eine grosses Glas, Bordeauxglas auf jeden Fall empfohlen.
Ich muss mal sehen, hier liegen noch ein paar 2008er Campo alla Cerqua, da kann ich mal die nächsten Wochen eine mit einem Schmorbraten genießen, sicher ein grosser Moment.
Immer wieder gerne, ein Stück Zu Hause im Herz
Gerne komme ich zurück nach Umbrien zu Giampaolo. Schon beim ersten Besuch habe ich gemerkt, bei allem Erfolg, der damals schon präsent war, hier ist jemand mit Herzblut bei der Sache. Jemand, der mit beiden Füßen auf dem Boden steht, in der normalen Welt. So ist er, so verhält er sich und die ganze Familie.
Aufgenommen, bewirtet wie ein guter Freund des Hauses. Es ist schön in Montefalco und die Abfahrt und die letzten Blicke in den Rückspiegel wenn es rüber geht ins Lazio machen direkt wieder Lust den nächsten Besuch zu planen. Grazie Federica e Giampaolo 😉
Link Tabarrini
