Sassotondo
Das Weingut Sassotondo habe ich vor knapp über einem Jahr bei einer meiner Recherchen gefunden. Anschließend hatte ich Proben bestellt, die kamen nach Sizilien und mir war beim Probieren klar. Da muss ich hin! Hier werden kleine Dosagen vinifiziert, knapp 50000 Flaschen pro Jahr und die Weine sind auf einem extrem hohen Level, kein Mainstream. Zum Glück!
In guten Händen
Der Önologe, auch hier kein Unbekannter ist Emiliano Falsini, der Toskaner, der auch auf Sizilien sehr stark aktiv ist.
Das Weingut, welches im Jahr 1931 in den Fels gehauen wurde, oder sagen wir mal in den Tuffstein, ist ein absoluter Höhepunkt. Die Lage in der Nähe von Pitigliano ist schon eine Besonderheit, doch vor Ort, kann ich sagen, ist das alles noch einmal potenziert. Wir sind hier in der Gegend der Etrusker, mit alten Necropoli, den alten Dorfkernen und einer Kultur, die lange überliefert und vieles Innovatives mit sich brachte.
Sassotondo liegt in einem exponierten Vulkangebiet. Hier, in der Nähe zum Lago Trasimeno und Lago Bolsena, den alten Kratern, kam es zu pyroklastischen Explosionen. Diese Explosionen haben ein absolut einzigartiges Terroir gebildet und hinterlassen.
Vulkanböden
Wie bei den drei diversen Lagen für den Cieliegolo bewusst wird, haben bei nur wenigen Metern Unterschied alle 3 Rebflächen komplett unterschiedliche Unterböden. Das spiegelt sich im Wein wider, denn es macht einen extrem großen Unterschied, ob ich als Unterlage, Lehm, Sand, Kalk oder Vulkangestein habe. Die 3 Weine werden alle separat geerntet und vinifiziert, dann auch einzeln gelagert und auf die Flasche gezogen. Man kann wirklich sagen, einen Fußbreit nach links oder rechts, bekomme ich einen ganz anderen Wein im Glas serviert. Das ist wirklich eine Sensation und es musste eine akribische Recherche im Weinberg gemacht werden, dass so zu erkennen und dann im Keller umzusetzen.
Die Weißweine, wie der Pitigliano Bianco aus den Sorten Trebbiano, Sauvignon und Greco haben eine knackige, kernige Mineralität und Frische im Glas. Tolle Essensbegleiter und für einen toskanischen Abend mit Freunden einfach der perfekte Beginn mit italienischer Antipasti. Aber auch ein ausgezeichneter Begleiter von einer leichten Pasta mit Muscheln, Thunfisch oder eine äolischen Variante mit frischen Kirschtomaten und Kapern.
Ciliegiolo ist der Protagonist
Bei den Roten ist die Sorte Ciliegiolo der Protagonist. Beim Ombra Blu mit Sangiovese, Merlot und Teroldego kommt auch eine typische Rebsorte aus dem Norden ins Spiel. Das, dank Carla, die ja aus Trento kommt und so diese Sorte hier bei Sassotondo anpflanzte. Ein echter Cru ist der San Lorenzo, der in einer kleinen Rebparzelle wächst und separat geerntet, dann getrennt vinifiziert wird.
Der Keller von Sassotondo ist in den Tuffstein gegraben, der lange schmale Gang zum Barrique / Holzfasskeller ist leicht abfällig und zeigt einfach, was früher gemacht und umgesetzt wurde. Da im Jahr 1931 erschaffen. Die Weine werden mit dem Traubengut, welches in direkter Nähe zum Weingut geerntet wird, vor der Tür gepresst und dann kommt es in den Edelstahltank zur Vinifizierung auf der Feinhefe oder in den Holzfasskeller. Dort reifen die Weine in aller Ruhe und beständiger Temperatur, auch ohne die Umwelt zu belasten. Der Keller hat im Kern eine beständige Temperatur, im Sommer wie auch im Winter. So geht Grün. 😉
Ein Keller zum Verlieben
Die Besitzer Carla, Landwirtschaftsingenieurin aus Trento und Edoardo aus Rom, ließen sich zunächst in Rom nieder. Dort war die Arbeitsstätte von Edoardo, der in der italienischen Filmbranche war. Sein Opa, aus Catania, war Kameramann bei Hitchcock und bei den ersten großen 3 Filmen am Set engagiert.
Film lag Edoardo also im Blut, doch diesen Lebensrhythmus haben beide langsam geändert, indem sie Rebflächen und Land in der Nähe von Pitigliano kauften. Es sind 72 Hektar, davon sind 13 mit Reben bepflanzt.
13 Hektar Rebflächen
Später bemerkten beide, dass Sie wesentlich mehr auf dem Landgut, Weingut Zeit verbringen und so kam der Moment, die alten Lebensgewohnheiten über Bord zu werfen, und nach Pitigliano zu ziehen.
Sicher nicht einfach und vor allem auch vor vielen Jahren mit noch wesentlich mehr Problemen behaftet, doch es hat sich ausgezahlt. Der Erfolg hat sich inzwischen eingestellt, die Weine sind international bekannt geworden, dank einer perfekten Arbeit im Weinberg als auch im Keller.
Kleine Menge feinstem Elixier
Trotz der kleinen Produktionsmenge von 50000 Flaschen präsentiert Sassotondo viele unterschiedliche Etiketten. Das Angenehme ist, dass einige Weine nur in ein paar Tausend Flaschen verfügbar sind. Das Weingut, so möchte ich anmerken, arbeitet wirklich das Terroir heraus und die Liebe zu dem, was sie machen, sieht und schmeckt man.
Saturnia – Terme
Die südliche Toskana hat sich einen Namen in der Weinszene, vorwiegend mit dem Morellino gemacht. In aller Munde ist dieser hervorragende, harmonische Rotwein, der übrigens auch ein DOCG, also praktisch äquivalent zu einem großen Gewächs ist. Die Maremma steht hoch im Kurs bei Urlaubern, primär die Nähe zu Elba und einem sich damit anbietenden Ausflug. Dort gibt es auch echte Cowboys, die mit den Rindern durch die Macchia streifen. Hierzu gibt es gelegentlich mal eine Doku im deutschen Fernsehen, die absolut sehenswert ist.
Römer und Etrusker wussten, was uns guttut.
Aber diese Gegend ist auch bekannt als Land der Etrusker und so kommt man bei einem Ausflug an einigen alten Necropoli vorbei, an denen man nicht so einfach vorbeifahren sollte. Die meist auf Tuffsteinfelsen liegenden Dörfer, wie Pitigliano, sind absolute Touristenhöhepunkte jeder Tour in der südlichen Toskana. Unweit dieser Dörfer liegt oft eine Therme, wie die von Saturnia.
Ja, die Etrusker und Römer wussten, was dem Körper, aber vor allem auch dem Geist guttut. Auf den Pfaden dieser alten Kulturen kommt man zwangsläufig in einen Modus Operandi, die Zeit als Ganzes zu sehen. Ziel ist der Weg und was sich darauf ergibt und entdecken lässt. Sinnvoll füllen sollte man diese Zeit.
Genuss | Kultur | gutes Essen
Saturnia ist sicher eine der bekanntesten Thermen und die Bilder werden oft in Socialmedia und bei Dokumentationen gezeigt. Wer einmal dort war, dem ist schon klar, warum. Die Lage ist einfach genial und selbst im November hat das Wasser knapp 40 °Grad, was einem Badeerlebnis nichts in den Weg stellt.
Pitigliano / Salame
Rund um Pitigliano sind Wälder und Hügel, eindeutig das perfekte Habitat für Wildschweine und anderes Wild. Auf meinem Spaziergang durch das pittoreske Pitigliano und dem alten Ortskern, kam ich an einer alten kleinen Metzgerei vorbei. Auf meiner linken Seite waren zwei nebeneinanderliegende Geschäfte, die mit einem Durchgang verbunden waren. Es brannte Licht, aber ich sah niemanden.
Man sah, es ist eine Metzgerei, denn da gab es Kühlschränke mit Salami und Schinken, ausgestopfte Wildschweine und viele handgeschriebene Infoblätter auf der Scheibe. Salami aus Wildschwein, Hirsch, mit Nüssen, ohne Nüsse, mit Trüffel oder ohne. Wie man aber unvermittelt sehen konnte, war dort die Produktion der Wurstwaren, denn auf einem Edelstahltisch lag frisches Wild und wartete auf die Verarbeitung.
Wild Metzgerei
Gegenüber war ein weiteres Geschäft, es gehörte auch zur Metzgerei und da sah ich einen älteren Mann hantieren. Er wechselte mehrmals von dem einen in den anderen Laden und ich sprach ihn an. Wir kamen ins Gespräch und in dem einen Verkaufsladen wurden die ganzen leckeren Wildsalami, Schinken, Mortadella, aber auch Käse in der Theke präsentiert. An so einem Laden kann ich, nein konnte ich nie, vorbeilaufen.
Im Gespräch sagte mir der ältere Herr, dass er früher viel in die gehobene Gastronomie verkaufte, aber da er niemanden mehr findet, der bei ihm mithilft, er ganz allein ist, musste er diesen Verkauf einstellen. Er macht nun nur noch kleine Mengen für den lokalen Markt in Pitigliano und Touristen, die dort vorbeikommen. Er war sichtlich betroffen von dieser Entwicklung und ich gehe davon aus, dass er schon deutlich die 70 überschritten hat.
Pittoreskes Dorf auf Tuffstein
Ein Muss war auf jeden Fall, dass ich ein paar Salami und vom Wildschwein ein Stück Schinken kaufte. Hier greife ich vor und kann sagen, dass ich selten so eine geniale und ausgewogene Qualität bei Wildprodukten hatte. Absolutes Kompliment für dieses Handwerk. Hoffentlich wendet sich das Blatt und jemand, der wirklich Lust auf dieses Handwerk hat, steigt dort ein, ich würde es mir sehr wünschen.
Pitigliano ist auf jeden Fall einen Besuch wert, denn die kleinen Gassen im alten Ortskern sollte man einmal langsam zu Fuss beschritten haben. Auch die noch engeren Seitengässchen gilt es zu entdecken, dort kann man so einiges an alter Handwerkskunst entdecken.
Sovana und Sorana
Nur ein paar Kilometer entfernt liegen die beiden Orte Sovana und Sorana. In Sovana habe ich mir zwischen den Terminen in einer Bar das für die Toskana so bekannte Brot ohne Salz mit einem leckeren rohen Schinken und Pecorinokäse gegönnt, dazu ein lokaler Vino Rosso. Beides einfach, aber hervorragend.
Monte Amiata / Odysee Dank Google Maps
Was eine Tour, das können sicher nur wenige richtig einordnen, aber von Pitigliano zurück nach Montepulciano war eine, dank Google Maps, grauenhaft geführte Route. Durch Wälder am Monte Amiata bis zu einer kompletten Sperrung im Wald, zurück in Dörfer mit zehn Einwohnern, auf dem Weg ganz sicher 10 Rehe vor dem Auto.
Alles andere als lustig und bei schlechtem Wetter und Nieselregen nicht sehr stimmungsaufhellend.
Letztlich ging ich zum alten Schema über, im Dorf anhalten und nach dem besten Weg fragen, was auch wirklich half um wieder auf die SS 2, auf die Cassia nach Siena zu kommen. Also da muss ich mich schon fragen, wer diese Routen durch den tiefsten Wald abfährt und dann für den User freigibt. Alles andere als Lustig.
Erloschener Vulkan
Der alte, erloschene Vulkan Amiata ist ein absoluter Naturpark, hier gibt es sehr ausgedehnte Wälder und ab und an kommt mal ein Dorf oder nur ein großer Aussiedlerhof. Bei der Fahrt von Montepulciano fragte ich mich schon im Auto, was in einem kleinen Dorf die Leute hier machen, arbeiten. Sicher kein einfaches Leben, vor allem jetzt, wenn der Winter kommt und das Wetter in dieser Gegend unheimlich nasskalt wird.
Auf der Südostseite liegt das geothermische Kraftwerk von Enel Italien, dem Stromversorger. Schon von Weitem erkennt man in alle Himmelsrichtung gehende, große Röhren, die das Tal praktisch komplett zerschneiden.
Alles für den Strom
Bei Gesprächen mit Personen im Weingut wurde dieses Kraftwerk, welches nach alten Methoden arbeitet und wie ich unweigerliche sah, das Tal mit einer Nebeldunstwolke überschattet, stark kritisiert.
Es werden Unmengen von Beiprodukten aus dem Boden gefördert, die direkt in die Atmosphäre abgegeben werden, sodass in den direkt umliegenden Dörfern die Krebs Tumorrate extrem gestiegen ist. Kein gutes Konzept für eine nachhaltige Förderung von Wärme und Strom, wenn die Gesundheit der Bewohner so in Mitleidenschaft gezogen wird, abgesehen vom visuellen Aspekt.