Tenuta di Capezzana
Für die Kenner der italienischen Weinszene ist das Weingut Tenuta di Capezzana sicher ein Begriff. Hier im Gebiet Carmignano in den Appeninausläufern bei Montalbano zwischen Pistoia und Florenz. Es herrscht dort ein besonderes Mikroklima, welches perfekt für Oliven und Weinbau ist.
Tenuta di Capezzana Traditon mit Wein und Oliven
Hier handelt es sich um eines der renommierten und oft rezitierten DOCG Gebiete der Toskana. Das Weingut Tenuta di Capezzana der Familie Conte Contini Bonacossi hat eine seiner ersten Erwähnungen bereits im Jahre 804 D.C.
Hier ist aus einem Schriftstück, welches man sich bei einer Führung im Weingut anschauen kann, ein Pachtvertrag von der katholischen Kirche für Oliven- und Weinbau ausgestellt.
Im gleichen Raum hängt auch ein Bando, das ist eine Art öffentliche Bekanntmachung, aus dem Jahr 1716. Hier wird vom Grossherzog Cosimo III de Medici die genaue Anbauzone deklariert und bestimmt. Grund hierfür war der bereits zu dieser Zeit 5-7 fach höhere Preis für Most und Wein. Nachzulesen in den original Unterlagen aus dem Archiv Datini.
Die ersten Verträge & Preisbestimmungen
Zur damaligen Zeit im 16 und 17 Jahrhundert waren es jedoch ganz andere klimatische Bedingungen, wesentlich Kälter, man spricht von der Minieiszeit. Die Weinstöcke wurden mehr auf Masse ausgelegt und es war ein viel geringerer Alkoholprozentsatz im Wein, dazu noch das er leicht moussierend war. Das wollten die Gaumen dieser Zeit, die Höfe und die Adligen.
Medici Florenz ist nur ein Steinwurf entfernt
Capezzana wird oft in offiziellen Dokumenten erwähnt und es wird klar, dass die Medici einen grossen Einfluss auf den Weinanbau und auch die Rebsorten hatten. Die Bordeauxtrauben, damals L’Uva Francesca genannt, in Form von Cabernet Franc wurde gewünscht. So kam es das die Savoyer nicht erst einen Piemontesischen Wein sondern einen Carmigniano tranken.
In den 60iger Jahren kam es nicht von ungefähr, dass der berühmte Piero Antinori von dem Gebiet Carmigniano und den Weinen begeistert war, und so kam es, dass er mit dem bekannten Önologen Giacomo Tachis seinen Tignanello erschuf.
Supertuscan aus dem Norden der Toskana
In dem Keller sind die Top Weine und Jahrgänge der Tenuta di Capezzana aufbewahrt. Bei ganzjährig perfektem Klima liegen die Flaschen hier, schlummern dem Tag entgegen, für den grossen Moment. Das Bild zeigt die Flaschen, wo der alte Kork ersetzt wurde, Flaschen mit 30 – 40 oder 70 Jahren verbrachter Lagerzeit.
Das Weingut ist in Familientradition geführt und inzwischen sind auch die Neffen stark involviert. Es ist immer sehr wichtig, das ein Betrieb, ein Weingut von Personen geführt wird, die sich mit dem Terroir, mit der Gegend und den Produkten zum Einen gut auskennen aber auch die Geschicke entsprechend kombinieren. Nur so hat ein Weingut eine Position für die Zukunft, das ist so bei der Tenuta di Capezzano.
Insgesamt verfügt die Tenuta über stattliche 650 Hektar, davon sind 80 mit Wein und 140 mit Oliven bewirtschaftet. Ein Paradies, wenn man sich die Bilder anschaut, der seichten Hügel die mit den Reben angelegt sind. Inzwischen erfolgt alles mit einer Biozertifizierung, beim Wein wie beim Olivenöl.
Die meisten Böden sind sehr gemischt von Lehm, Kalk, Schiefer, Mergel, die für diese Top Weine einfach das Rückgrat sind.
Der Boden macht den Unterschied
Seit dem Jahr 2013 erfolgt die Vinifizierung ausschließlich mit den eigenen Hefen, es werden keine selektierten Hefen eingesetzt. Diese kommen aus den Schalen, den Kernen und Stielen.
Die Auswahl der Etiketten ist sehr durchdacht und die Weine haben alle ein eigenen Handschrift. Der Bianco Trebbiano, mit einer kurzen Maische auf den Schalen und einem Ausbau im Holz / Tonneaux zeigt, welche Konsistenz und Persistenz ein Trebbiano haben kann ! Hier benötigt man einen optimalen, kräftigen Gegenpart auf dem Teller.
Hier im Bild ein Familienmitglied, Sig. Filippo Contini Bonacossi. Bei seiner Führung im Weingut und durch den Keller wurden einige Anekdoten erzählt. Diese lassen erkennen, mit welcher Leidenschaft die Familie mit der Tradition, dem Weingut und der Verantwortung umgeht. Complimenti !
Das Weingut verfügt über eine gewisse Anzahl von Gästezimmern, diese können normalerweise ab Ostern gebucht werden. Alle Zimmer sind von gehobener Ausstattung in toskanischem Stil. Zum Weingut gehört ebenfalls ein ambitioniertes Restaurant, wo die Gäste die Weine mit dem Mittag- und/oder Abendessen genießen können.
Eine kürzlich eingerichtete Weinbar, ebenfalls nach Ostern geöffnet, bietet die Möglichkeit alle Weine Glasweise mit einem atemberaubenden Blick über die Rebflächen der Tenuta zu genießen. Weinberg und Kellertouren werden angeboten, sowie toskanische Kochkurse.
Barco Reale Carmignano Doc
Ein Cuvèe aus den Sorten Sangiovese 75 % , Cabernet Sauvignon 15 % , Cabernet Franc 5 % und Canaiolo 5 %. Nach der Maischezeit und der malolaktischen Gärung erfolgt für 6-8 Monate die Lagerung in grossen Eichenholzfässern von 2500 Litern. Der Wein besticht durch eine sehr lebhafte rubinrote Farbe. Tipp, geben Sie dem Wein mindestens 1 Stunden Zeit Luft zu holen, es lohnt sich. Am zweiten Tag war der Wein ein absoluter Traum.
An der Nase mit feinen, angenehmen Noten von roten Früchten, intensiv und mit guter Persistenz. Feine, typische Holznoten. Am Gaumen hat er eine gute Länge, vollmundig, kräftig, samtige Tannine ( zu Beginn sehr trocken ). Weicher angenehmer Rotwein, der sich perfekt anbietet Vorspeisen, Salami, Schinken, Käse, Pasta, Huhn zu begleiten.
Villa di Capezzana Carmignano DOCG
Sangiovese 80 % und Cabernet Sauvignon 20 % , deutlich andere Zusammensetzung. Die Rebe wird im Vorfeld bereits mit einem Rückschnitt auf einen geringen Ertrag, bei diesem Wein auf circa 1 kg, getrimmt. Nach der Maische erfolgt die malolaktische Gärung im Tonneaux aus Frankreich. Danach erfolgt für 70 % die Lagerung im französischen Tonneaux für 12 Monate und 30 % im grossen Holzfass für mindestens 16 Monate.
Auf der Flasche kann der Wein dann nochmals für 12 Monate seine Flaschenreife genießen. Sehr intensives Rubinrot, elegant an der Nase, intensiv. Sauerkirschen, Himbeeren, reife rote Früchte. Am Gaumen rund, harmonisch und fein. Gute Balance zwischen feinen Tanninen und dem Säuregerüst. Ein langes Finale im grossen Glas, erdige Noten und feinste Lakritz. Der Wein sollte seine 2 Stunden vorher geöffnet werden, grosse Gläser Bordeaux sind wichtig, so kann er sich weiter entfalten.
Ghiaie della Furba Supertuscan
Cabernet Sauvignon 50 % – Merlot 25 % und Syrah 25 % kommen von Rebstöcken, die zwischen 30-40 Jahren alt sind. Die Böden sind lehmhaltig und mit grossen Gesteinsbrocken durchsetzt, die perfekt die Wärme halten, sowie reich an Magnesium und Kalium sind. Lange Maischestandzeit, gefolgt von der malolaktischen Gärung im Barrique ( 225 Liter Fass ). Im Barrique erfolgt dann für 15 Monate die Lagerung, gefolgt von nochmals 18 Monate auf der Flasche.
Begleiter von Speisen wie Angus, Bistecca Fiorentina, gereiften Käsesorten. Von einer sehr intensiven rubinroten Farbe. An der Nase sehr voll, reif und komplex. Feinste Noten von roten Früchten, Rumtopf, Gewürze, Nelke, Erde. Am Gaumen sehr vollmundig, sehr kräftig. Lange am Gaumen, Persistenz, samtige Tannine. Ein grosser Wein, der den besonderen Moment liebt. Von den einschlägigen Weingurus immer mit sehr hohen Punkten bewertet.
Vinsanto Carmigniano Riserva Trebbiano und Sancolombaco
Von dem Dessert-Süsswein werden nur 5500 Flaschen produziert. Trebbiano und San Colombano sind die Rebsorten. Die Ernte erfolgt normal Anfang September und dann kommen die Trauben, die manuell, von Hand gesäubert, von Schmutz und anderem befreit werden, zur Trocknung in die Kammern auf Bambus. Dort bleiben die Trauben bis zur Pressung im Februar ( Das Verfahren wie beim Amarone – Trocknung ).
Anschließend erfolgt in 100 Liter Fässern aus Kastanien-, Kirsch- und Eichenholz die Lagerung für mindestens 5 – 10 Jahre. Sehr intensive goldgelbe Farbe. An der Nase komplex und sehr intensiv, fruchtig mit Noten von getrockneten Früchten, Honig, kandierte Früchte und Orangenschalen. Floreal. Weich, rund, harmonisch, perfekter Begleiter von einem Dessert und von Käsesorten mit Edelschimmel.
Olivenöl extra vergine
Olio extra vergine di Oliva wird in einer eigenen Ölmühle produziert, die direkt beim Weingut ist. Die Oliven kommen alle ausnahmslos von den eigenen Hainen. Angelegt mit den typischen Sorten der Toskana Moraiolo, Frantoio, Pendolino und Lecciono. Innerhalb von 24 Stunden werden alle Oliven verarbeitet.
Das Öl ist fein und fruchtig, aber nicht extrem fruchtig, wie ich viele Öle aus dem Süden kenne. Ein Öl, das sehr gut zu einer Bruschetta passt, zu gegrilltem Gemüse oder einem Salat. Ein Öl zum Verfeinern.